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Bundestag fordert mehr Unterstützung für Äthiopien und Eritrea

Bundestag fordert mehr Unterstützung für Äthiopien und Eritrea

Vor einem halben Jahr begann das historische Tauwetter zwischen Äthiopien und Eritrea. Der Bundestag lobt die Annäherung der früheren Erzfeinde – macht Eritreas autokratischer Regierung aber klare Ansagen.

Gleich mit drei Anträgen zu Äthiopien und Eritrea konnte sich der Bundestag in dieser Woche beschäftigen, die in den großen Linien allerdings kaum von einander abwichen.

Die im vergangenen Juli geschlossene Friedenserklärung zwischen Äthiopien und Eritrea sei ein “historischer und mutiger Schritt” hieß es in dem Antrag von CDU/CSU und SPD, den das Parlament mit den Stimmen der Regierungsparteien annahm. Eigene Anträge der FDP und der Grünen fanden dagegen keine Mehrheit.

Lob für Äthiopien, Kritik an Eritrea

Der FDP-Entwicklungspolitiker Olaf in der Beek erinnerte in seinem Debattenbeitrag an den Élysée-Vertrag, in dem Deutschland und Frankreich 1963 eine weitreichende politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit vereinbart hatten. Der Vertrag sollte damals einen Schlussstrich unter den blutigen Konflikt beider Länder im zweiten Weltkrieg setzen. “Aus den früheren Erbfeinden Deutschland und Frankreich sind enge und vertrauensvolle Partner geworden, die nun in Europa und der EU eine gemeinsame Führungsrolle einnehmen”, so in der Beek. “Angesichts dieser Entwicklung muss es unser gemeinsames Ziel sein, den Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea zum afrikanischen Élysée-Vertrag werden zu lassen.”

Lob fanden die Abgeordneten vor allem für den Reformkurs des äthiopischen Premierministers Abiy Ahmed. Seit seinem Amtsantritt im letzten Jahr treibt er die Öffnung des autokratischen Einparteienstaates voran: Politische Gefangene wurden freigelassen, eine Oppositionspolitikerin ist an die Spitze der Wahlbehörde gerückt, 2020 sollen freie Wahlen stattfinden.

“Ein politischer Wandel, der vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre, ist klar erkennbar. Regierungschef Ahmed hat sein Land innerhalb weniger Monate durch seine Rhetorik, den eingeschlagenen Reformkurs und diplomatische Erfolge in der Region zum Positiven verändert”, lobte die CDU-Abgeordnete Gisela Manderla.

Reform des “nationalen Dienstes”

Zugleich forderten die Parlamentarier von der Bundesregierung mehr Druck auf Eritrea. Der kleine Staat gilt als eine der brutalsten Diktaturen Afrikas. Oppositionsparteien und unabhängige Medien sind verboten. Wahlen haben seit der Unabhängigkeit 1993 noch nie stattgefunden. Zwischen 4000 und 5000 Menschen sollen nach UN-Angaben in den letzten Jahren pro Monat geflohen sein – vor Armut und Perspektivlosigkeit, aber auch vor dem sogenannten “nationalen Dienst”.

Eritrea gehört zu den wichtigsten Herkunftsländern von afrikanischen Flüchtlingen

Der bedeutet nach Angaben von Exil-Eritreern oft jahrelang Zwangsarbeit in Staatsbetrieben. Innenpolitisch habe sich in Eritrea trotz des Friedensvertrages wenig bewegt, so der SPD-Außenpolitiker Christoph Matschie. “Die klare Botschaft an die eritreische Regierung muss sein: Auch in Eritrea erwarten wir Reformprozesse, politische Öffnung. Wir brauchen auch hier Freiheit für eine neue Entwicklung”, so Matschie.

Im Antrag der Regierungsfraktionen fordert der Bundestag die eritreische Regierung auf, den “nationalen Dienst” zeitlich zu begrenzen und eine angemessene Vergütung für alle Rekruten einzuführen. Wenn innenpolitische Reformen umgesetzt würden, könne im Gegenzug auch über die Wiederaufnahme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nachgedacht werden. Deutschland hatte sie Mitte 2008 wegen der autokratischen Regierungsführung von Präsident Isaias Afewerki eingestellt. Bei einem Eritrea-Besuch im August hatte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) innenpolitische Reformen zur Voraussetzung gemacht, bevor wieder Gelder aus Deutschland fließen könnten.

Grüne gegen Zusammenarbeit mit autoritären Staaten

Die Grünen fordern mehr Vorsicht bei der Zusammenarbeit mit autokratischen Regimen in Afrika – vor allem im Rahmen von Projekten zur Migrationskontrolle. So setzt beispielsweise die staatliche Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag der EU ein Migrationsprojekt um, das auch Eritrea einschließt. “Wer Demokratie, Menschenrechte und Stabilität befördern will, der muss Frieden und Zukunftsperspektiven unterstützen und darf nicht auf fragwürdige Deals und vermeintliche Sicherheitskooperationen mit autokratischen Regimen setzen”, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Agnieszka Brugger.

Der Antrag des Bundestags für die Bundesregierung allerdings nicht bindend. Ende des Monats soll Bundespräsident Steinmeier zu einem Staatsbesuch nach Äthiopien fliegen.


Google translation

German Bundestag calls for more support for Ethiopia and Eritrea

Half a year ago, the historic thaw between Ethiopia and Eritrea began. The Bundestag praises the rapprochement of the former archenemies – but makes clear announcements to Eritrea’s autocratic government.

The Bundestag was able to deal with three applications for Ethiopia and Eritrea on Thursday evening, which in the major lines, however, hardly deviated from each other.

The peace agreement concluded last July between Ethiopia and Eritrea was a “historic and courageous step”, according to the CDU / CSU and SPD proposal, which Parliament adopted by the votes of the governing parties. However, own applications of the FDP and the Greens found no majority.

Praise for Ethiopia, criticism of Eritrea

The FDP development politician Olaf in the Beek reminded in his contribution to the debate on the Élysée Treaty , in which Germany and France in 1963 had agreed a far-reaching political, economic and cultural cooperation. The treaty was then intended to put an end to the bloody conflict between the two countries during World War II. “The former hereditary enemies Germany and France have become close and trusting partners, who now play a joint leadership role in Europe and the EU,” said Beek. “In the light of this development, our common goal must be to make the peace treaty between Ethiopia and Eritrea an African Elysée Treaty.”

Ethiopia’s Prime Minister Abiy Ahmed (center) and Eritrea’s President Afewerki (right): peace finally MEPs praised the reforms of Ethiopian Prime Minister Abiy Ahmed . Since taking office last year , he has been driving the opening up of the autocratic one-party state : political prisoners have been released, an opposition politician has headed the electoral authority, and free elections are scheduled for 2020.

“A political change, which would have been unthinkable some time ago, is clearly recognizable.” Prime Minister Ahmed has changed his country within a few months by his rhetoric, the reform course and diplomatic successes in the region for the better “, praised the CDU deputy Gisela Manderla.

Reform of the “national service”

At the same time, the parliamentarians demanded more pressure from the federal government on Eritrea. The small state is considered one of the most brutal dictatorships in Africa . Opposition parties and independent media are prohibited. Elections have never taken place since independence in 1993. According to UN figures, between 4,000 and 5,000 people have fled the country every month in recent years – against poverty and lack of prospects, but also before the so-called “national service”.

Eritrea is one of the main countries of origin of African refugees
According to exile Eritreans, this often means years of forced labor in state enterprises. Domestically, in spite of the peace treaty, little has changed in Eritrea, according to the SPD foreign policy leader Christoph Matschie. “The clear message to the Eritrean government must be: We also expect reform processes and political opening in Eritrea, and here too we need freedom for a new development,” said Matschie.

In the request of the government groups, the Bundestag calls on the Eritrean government to limit the “national service” in time and to introduce an appropriate remuneration for all recruits. If domestic policy reforms were implemented, it would also be possible to reflect on the resumption of German development cooperation. Germany had set her in mid-2008 because of the autocratic governance of President Isaias Afewerki. During an Eritrea visit in August, German Development Minister Gerd Müller (CSU) made domestic reforms a prerequisite before funds could flow from Germany.

Green against cooperation with authoritarian states

Greens call for more caution when working with autocratic regimes in Africa, especially in migration control projects. For example, the state-run German Association for International Cooperation (GIZ) is implementing a migration project on behalf of the EU, including Eritrea. “Who wants to promote democracy, human rights and stability, which must support peace and future prospects and must not rely on questionable deals and alleged security cooperations with autocratic regimes,” said Deputy Group Chairman Agnieszka Brugger.

The application of the Bundestag for the Federal Government, however, not binding. At the end of the month Federal President Steinmeier is due to fly to Ethiopia for a state visit.